Review concert
Münster 2015
Article in the online German newspaper 'Westfälische Nachrichten - April 24. 2015
Online review from the concert on April 23. in the Germania
Campus in Mũnster.
Silje Nergaard
begeistert in der „Cloud“
Eine
Jazzlady lässt schnipsen
Silje Nergaard beim Auftritt in Münster, hier mit dem Gitarristen Havar Bendiksen. Foto: Petra Noppeney
Münster
- Silje Nergaard spricht Deutsch. Das hat sie in Norwegen in der Schule
gelernt. Bezweifelt werden darf freilich, das ihr dort im Unterricht
jenes Wort untergekommen ist, das am Donnerstagabend beim kurzweiligen
Konzert der charmanten, erzählfreudigen Jazz-Sängerin in der Cloud am
Germania Campus in Dauernutzung ist: das „Schnipsen“.
Von Petra Noppeney
Womit jene von
Daumen und Mittelfinger produzierte rhythmische Unterlegung gemeint
ist, die Nergaard und ihre beiden famosen, sie begleitenden Gitarristen
des Öfteren vom Publikum einfordern. Beim Tango-dominierten Song über
„Lady Charlotte“ etwa. Oder beim Jazz-Ohrwurm „Dream a Little Dream of
Me“, den das Trio unplugged vorträgt. Der gelungene Abschluss eines
wunderbar abwechselungsreichen Konzerts.
Nergaard, die Sängerin mit der glasklaren, mitunter mädchenhaft
klingenden Stimme, stellt in Münster überwiegend Lieder ihrer neuen CD
„Chain of Days“ vor – die nunmehr 15. Scheibe in den 25 Jahren ihres
Bühnenschaffens. Nergaard bietet darauf ruhige Lieder zwischen Blues,
Country und Jazz, aber auch Folk aus ihrer Heimat Norwegen wie das
nordisch-klare „Morgenstemming“ (für: Morgenstimmung), das sie solo am
Keyboard vorträgt. So dargeboten, klingt es intensiver als auf ihrer CD.
Deren Glanzstücke – darunter das bluesige „Buckle Her Shoe“ oder das
melancholische „The Dance Floor“ – schütteln Nergaard und die
Gitarristen Havar Bendikson und Hallgram Bratberg spielfreudig-locker
aus dem Ärmel. Überhaupt stimmt die Chemie unter den dreien, die seit
sechs Jahren zusammen auf Tour gehen. Nergaard tritt zurück, wenn „ihre
Jungs“ die Saiten zupfen oder ekstatisch aufs Holz klopfen, als wär’s
ein Perkussionsinstrument. Das Trio rückt zusammen, um Clubatmosphäre
in der Cloud zu erzeugen, und es fetzt in „Take a long, long walk“ los,
als wäre jetzt Dancefloor-Zeit.
Und dann auch noch „Hunting high and low“ von „A-ha“. So erhaben
vorgetragen, dass es direkt unter die Haut geht. Wow!
Source:
http://www.wn.de/Muenster/Kultur/1953151-Silje-Nergaard-begeistert-in-der-Cloud-Eine-Jazzlady-laesst-schnipsen